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Die St.-Kassians-Kirche ist eine Pfarrkirche in Regensburg (Bistum Regensburg, Bayern) und wird vom Stift Unserer Lieben Frau zur Alten Kapelle seelsorglich betreut.
Die St.-Kassians-Kirche zählt, neben der Alten Kapelle und St. Emmeram, zu den ältesten Kirchen der Stadt Regensburg. Die Legende berichtet, dass sie auf dem Areal eines ehemaligen heidnischen Tempels errichtet wurde, wie es in einer Inschrift über dem
Hochaltar heißt: "Templum S. Cassiani olim Idolorum", was so viel heißt wie "Tempel des heiligen Kassian - einst Götzentempel".
Erstmals urkundlich erwähnt wird die Kirche im Jahre 885. St. Kassian ist die älteste Pfarrkirche der Bürger, während die Alte Kapelle, von der die Pfarrei schon damals betreut wurde, als Hofkirche der Agilolfinger und Karolinger diente. Schon seit dem Mittelalter versah immer ein Angehöriger des Stiftskapitels zur Alten Kapelle das Amt des Pfarrers von St. Kassian. Die Liste der Pfarrvikare lässt sich bis ins Jahr 1232 zurückverfolgen.
Bei dem großen Stadtbrand von Regensburg im Jahre 891 blieb als eiziges Gebäude der Stadt die St.-Kassians-Kirche von den Flammen verschont.
Im Kern ist das Gotteshaus eine romanische Basilika, doch wurde die Kirche im Laufe der Zeit immer wieder verändert, so dass dieser romanische Kern auf den ersten Blick nicht so leicht zu erkennen ist. 1477 wurde die Kirche erweitert und 1626 der baufällig gewordene Glockenturm abgetragen und durch, den noch heute bestehenden Dachreiter (mit 2 Glocken) ersetzt. In den Jahren 1749-1760 erfolgte unter dem Stukkateuer Anton Landes und dem Freskanten Gottfried Bernhard Götz die Umgestaltung der Kirche im Stile des Rokoko. Leider wurde ein Teil dieser herrlichen Rokoko-Einrichtung bei einer Renovierung im 19. Jahrhundert entfernt, darunter auch der herrliche Hochaltar. Dieser jedoch konnte 1908/09 nach einem alten Plan wieder nachgebaut werden. Die Kassianspfarrei ist heute mit rund 65 Pfarrkindern die kleinste Pfarrei der Diözese Regensburg. Die Kirche wurde zuletzt 1954/55 restauriert und ist dementsprechend heute sehr renovierungsbedürftig.
Der heilige Kassian lebte im 3. Jahrhundert nach Christus und war Bischof von Säben (Sabiona), der damaligen Bischofsstadt des Bistums Brixen in Südtirol, doch musste er wegen einer einsetzenden Christenverfolgung von dort fliehen, und kam auf diesem Weg nach Imola. Dort gründete er eine Schule und konnte so viele Heiden für den Glauben gewinnen. Dem heidnischen Präfekten passte dies aber gar nicht und so musste sich der Bischof vor diesem verantworten. Kassian gestand, dass er Christ ist und lies sich durch keine schönen Reden des Präfekten von seiner Überzeugung abbringen. Kassian wurde zum Tode verurteilt. Er wurde an eine Säule gefesselt und von seinen eigenen Schülern mit eisernen Griffeln totgestochen. Dies soll im Jahr 303 geschehen sein. In Imola wurde eine Kirche zu Ehren des Heiligen erbaut und an seinem Grab ereigneten sich zahlreiche Wunder. Das Fest des hl. Kassian wird am 13. August gefeiert. Besonders verehrt wurde Kassian in Südtirol, Österreich und Bayern. Die Kassianskirche zu Regensburg ist die nördlichste Kirche, die diesem Heiligen geweiht ist.
Im Jahre 1519 wurden die Juden aus Regensburg vertrieben und ihre Synagoge und Häuser niedergerissen. Als ein beim Abriss der Synagoge Verschütterter plötzlich wieder zu sich kam, schrieb man dies der Fürsprache der Gottesmutter zu. So entstand die Wallfahrt zur Schönen Maria, die bald solchen Zulauf bekommen sollte, dass sie zur größten Wallfahrt Bayerns an der Wende zur Neuzeit wurde. Als aber der Rat der Stadt Regensburg 1542 die Lehre Luthers annahm erlosch die Wallfahrt und es entstand auf der ehemaligen Wallfahrtsstätte die erste protestantische Kirche Regensburgs.
Die katholische Bevölkerung gedachte aber immer wieder der "Schönen Maria" und so konnte mehr als 200 Jahre später nochmals eine Wallfahrt zur Schönen Maria erblühen.
Der damalige Pfarrer von St. Kassian, Kanonikus Johann Anton Götz, ließ 1747 die Figur der Schönen Maria in St. Kassian aufstellen. Keiner weiß so genau, woher das Gnadenbild kommt, doch Götz vermutete, dass es sich um die Marienfigur handelt, die bei der Wallfahrt von 1519 auf einer Säule vor der Kapelle aufgestellt und vom Volk hochverehrt wurde. Tatsache ist, dass die Figur von Hans Leinberger stammt und um das Jahr 1520 entstanden sein muss und es ist durchaus möglich, dass es sich um das ursprüngliche Gnadenbild, das schon bei der Wallfahrt von 1519 verehrt wurde, handelt. Es setzte bald ein reger Wallfahrtsbetrieb ein. 62 sogenannte Mirakelberichte (= Berichte von Wundern) sind schriftlich festgehalten worden. Eines sei hier wiedergegeben: Der Thurn und Taxische Generaldirekor der fürstlichen Posten in den Niederlanden, Alexander August von Becker, kam 1766, gemeinsam mit seinen 2 Söhnen, mit einem Schiff auf der Donau in große Not und wurde durch die Fürsprache Mariens wunderbar errettet. Zum Dank stiftete er ein kostbares Votivbild, dass sich noch heute in der Kirche befindet. Im Laufe des 19. Jahrhunderts nahm die Wallfahrt spürbar ab, doch ist die "Schöne Maria" den gläubigen Regensburgern noch heute ein Begriff. 1864 wurde die "Schöne Maria" auf den rechten Seitenaltar übertragen, wo sie sich noch heute befindet.
Noch ein weiteres Gnadenbild befindet sich in der Kassianskirche. Als 1945 die Obermünsterkirche in Schutt und Asche sank, konnte ein Bild der Fatimamadonna des Künstlers Erwin Schöppl heil aus den Trümmern geborgen werden. Es fand in St. Kassian Aufstellung und wird gern besucht und verehrt.
Zentrum der Kirche ist der Rokoko-Hochaltar, der sich wunderbar in den Kirchenraum einfügt: Ganz oben befindet sich die Figur des Kirchenpatrons St. Kassian. Im Mittelpunkt steht das apokalyptische Lamm auf dem Buch mit den sieben Siegeln, von zwei Engeln umschwebt. Die Figuren des Propheten Isaias und des heiligen Apostels Johannes flankieren den Hochaltar und deuten auf den Tabernakel, in dem der Herr gegenwärtig ist, hin. Der rechte Seitenaltar birgt in einem kühn geschwungenen Rokokorahmenaufbau die Figur der "Schönen Maria". Der linke Seitenaltar zeigt im gleichen Stil Jesus nach der Kreuzabnahme im Schoß seiner Mutter. Das große Deckenfresko im Mittelschiff zeigt den hl. Petrus und den hl. Kassian, wie sie mit einem Fischernetz Menschenherzen der hl. Dreifaltigkeit zuführen. Die Fresken, an den Wänden des Mittelschiffes zeigen Szenen aus den Alten Testament und stellen jeweils einen Bezug zu Maria her. Wir sehen Sara, Judith, die Mutter des Salomon, Esther und Rebekka.
Im rechten Seitenschiff ist in drei Fresken die Geschichte der Kirche und der Wallfahrt zur Schönen Maria dargestellt, im linken Leben, Martyrium und Verherrlichung des hl. Kassian. Im südlichen Seitenschiff befindet sich ein spätgotischer Flügelaltar. Im Zentrum befindet sich eine Figur des hl. Kassian als Bischof und die beiden Flügel zeigen Szenen aus dem Martyrium und der Verehrung des Heiligen.
Dr. Dr. Johann Baptist Kurz: Die St. Cassianskirche in Regensburg, Regensburg 1991.
Dr. Paul Mai (Hrsg.): Kollegiatstift Unserer Lieben Frau zur Alten Kapelle in Regensburg. 1002-2002. Katalog zur Ausstellung in der Bischöflichen Zentralbibliothek Regensburg. St. petersweg 11-13. 15. Juli bis 11. Oktober 2002. Verlag Schnell & Steiner Regensburg. Regensburg 2002.
Karl Bauer: Regensburg. Aus Kunst-, Kultur- und Sittengeschichte. Mittelbayerische Druckerei- und Verlags-Gesellschaft mbH. Regensburg, 1988 (4. Auflage).
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